Als wir kürzlich unsere Zelte in Emerald Beach an der Pazifikküste abbauten, um uns auf den Weg ins Landesinnere zu machen, stellte Michaela fest, dass sich eine kleine Eidechse in unseren Kofferraum geschlichen hatte und trotz aller Anstrengungen unsererseits nicht dazu zu bringen war, diesen wieder zu verlassen.
Also starteten wir unsere Fahrt mit dem blinden Passagier an Bord – auch wenn wir etwas besorgt um dessen Wohlergehen und der möglichen Folgen waren. Und so kam es, dass wir uns während der Fahrt über die Gerüche und Hygiene von irgendwo im weiten Universum eines Autos verendeter Tiere unterhielten und uns ausmalten, was denn alles so passieren könnte.
Aber da hatten wir die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht. Denn der hatte sich einen schönen, kühlen und feuchten Platz gesucht – in der Einkaufstüte, in welches wir am Morgen unser, vom Tau noch nasses, Zelt gesteckt hatten – und erfreute sich bester Gesundheit.
Als wir das Zelt dann aber während unserer Mittagspause auf einem sonnigen Rastplatz zum trocknen über der Kühlerhaube ausbreiteten, war es schnell vorbei mit dem schönen, kühlen und feuchten Plätzchen, welches sich Lurchi (wie wir ihn kurzerhand tauften, weil er dem Lurchi aus dem Salamanderbuch so ähnlich sah) ausgesucht hatte.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHMFV1cCDoNjMFdn0pOt5EgZ_YcF6vDv8pJ44JqonAHs3ni3AHehWMqHe0tRpOPfWf1wEu1RINE2EdLZpnS2K89uIWZsTZhj2udJofaOIX-B3FCb8ZXV3Oh1zkIAeRW7B5K2vw4GbMrtU/s320/lurchi.jpg)
Und so kroch er gerade aus der letzten feuchten Falte des Zelts, als wir es wieder einpacken wollten. Erfreut über sein Wohlergehen, begrüßten wir ihn erfreut und wollten ihn noch kurz fotografieren, bevor wir ihn frei ließen.
Aber ein weiteres Mal nahm er sein Schicksal selbst in die Hand, ließ sich von meinem Arm (wo wir ihn zum Fototermin gebeten hatten) todesmutig in die Tiefe fallen, krallte sich auf halber Strecke zum Boden am Zelt fest und verschwand in einer dunklen Ecke der Motorhaube, bevor wir ihn daran hindern konnten.
Uns blieb also nichts anderes übrig, als ihn ein weiteres Stück mitzunehmen. Während der Fahrt wiederholte sich das Gespräch vom Vormittag über die möglichen Konsequenzen, falls Lurchi die Fahrt nicht überleben sollte. Aber dann beschlossen wir einfach, dass er es schaffen würde und malten uns aus, wie seine Zukunft denn wohl aussehen würde.
Als wir schließlich in den Blue Mountains angekommen waren, fanden wir keine Spur von Lurchi. Wir schlossen daraus, dass er gleich nach der Ankunft vom Auto gehüpft war und sich bereits irgendwo eine neue Bleibe gesucht hat.
Doch es kam nochmal anders. Am folgenden Morgen – nach einer weiteren feuchtkalten Nacht – parkten wir Matilda am Echo Point und genossen den spektakulären Ausblick hinüber zu den Three Sisters und ins Jamison Valley.
Als es uns in der Sonne zu heiß wurde, gingen wir zurück zum Auto. Und wer begrüßte uns dort? Na? Wer wohl? Genau! Lurchi, der im Schatten des Hinterrads auf uns wartete. Wir versuchten ihn dazu zu überreden, nicht nochmal mit uns mitzufahren, aber er war kaum vom Auto weg zu lotsen. Schließlich stellte Michaela sicher, dass er keine Dummheiten machte, während ich mit Matilda ein paar Meter weiterfuhr.
Das klappte. Doch Lurchi blieb störrisch in der prallen Sonne mitten auf dem Parkplatz sitzen, so dass wir ihn zuerst vor parkplatzsuchenden Autos schützen und ihn dann in eine schöne, blühende, dichte – also schattige – Hecke evakuieren mussten.
Dort ist er – so waren wir uns einig – inzwischen bestimmt glücklich geworden und hat mittlerweile auch viele neue Freunde gefunden, denen er vom Meer erzählen kann (wahrscheinlich glauben sie ihm kein Wort, dass es so viel Wasser auf einmal gibt), während er sich an sein neues Leben in den Bergen gewöhnt…
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