Sonntag, 21. Februar 2010

Glückliche Momente

Nachdem ich kürzlich die tragischen Momente in der Geschichte des Sports in Australien dokumentiert habe, wurde ich postwendend aufgeklärt, dass es auch außergewöhnlich glückliche Momente gab.

Und so glückte der erste Sieg eines Australiers bei Olympischen Winterspielen im Jahr 2002 in Salt Lake City einem Gentleman namens Steven Bradbury.

Dort lief der Athlet aus Down Under seinen Konkurrenten im Eisschnelllauf-Finale über 1000 Meter von Anfang hinterher und hatte eigentlich nie eine reelle Chance auf eine Medaille. Doch in der letzten Kurve überschlugen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Ereignisse. Verzweifelt kämpften die 4 Erstplatzierten um die Medaillenplätze und versuchten, sich für die Schlussgerade optimal zu positionieren. Doch dabei waren sie wohl teilweise zu ambitioniert und so kam es, dass allen 4 – im wahrsten Sinne des Wortes - der Boden unter den Füssen weggezogen wurde und ausschieden. Der letztplatzierte Australier aber schoss mutterseelenalleine als Einziger über die Ziellinie und sackte die Goldmedaille ein. Sensationell! Schaut’s euch selbst an.













Und damit ist Australien bis heute die einzige Nation aus der südlichen Hemisphäre, die je eine Goldmedaille bei Olympischen Winterspielen gewonnen hat.









Doch die Geschichte ist tatsächlich noch verrückter als dieser – noch relativ bekannte – Teil. Denn schon im Viertelfinale dieses Wettbewerbs war Bradbury eigentlich schon ausgeschieden, weil er nur als Drittplatzierter ins Ziel kam und sich nur die beiden Erstplatzierten für das Halbfinale qualifizierten. Aber einer der beiden Läufer vor ihm, wurde nachträglich disqualifiziert und so rutschte Bradbury ins Halbfinale.

Dort geriet Bradbury ebenfalls ins Hintertreffen und die Finalteilnahme außer Reichweite. Doch ähnlich wie später im Finale stürzten 3 Läufer vor ihm und er zog als Zweitplatzierter doch noch ins Finale ein.









Kein Wunder also, dass man in Australien seither von einem „Bradbury“ redet, wenn jemanden das Glück in den Schoß fällt. Sogar in Wörterbüchern mit australischen Slang-Ausdrücken, wird der „Bradbury“ schon aufgeführt (http://www.urbandictionary.com/define.php?term=bradbury).

Und damit nicht genug. Steven Bradbury wurde am Australischen Nationalfeiertag 2007 für seine Verdienste geehrt (eine Ehre die bisher nur knapp 100 Australiern zu Teil wurde) und bekam zudem noch eine eigene Briefmarke.








Zocken in Australien

Auch Zocken zählt in Australien im weitesten Sinne als Sportart, der Millionen Australier liebend gerne nachgehen. Das klingt für europäische Ohren eher etwas befremdlich, weswegen man etwas weiter ausholen muss, um dieses Phänomen zu beschreiben.







Also erst mal ist Australien das Land der Clubs. Es gibt tausende Clubs, wie den Feuerwehrclub, den Seniorenclub, den Bowlingclub (gespielt wird hier übrigens auf Kunstrasen!), Fischer-Clubs, Surfing-Clubs, etc. All diese Clubs haben eine wichtige soziale Funktion und finanzieren sich fast ausschließlich durch den Ausschank von Getränken und Betrieb von Spielhallen.









Die größten Clubs haben Spielhallen mit hunderten, nein tausenden, von einarmigen Banditen. Und diese ziehen die Australier scheinbar besonders stark an. Es gibt Clubs, da kommen an einem Abend 20.000 Leute, um an den Automaten zu spielen. In solchen Clubs findet man aber nicht nur Spielautomaten, sondern auch jede Art von Unterhaltung: Kinos, Restaurants, Sportanlagen, Kinderspielplätze, etc.

Diese Spielhallen-Clubs sind Teil einer riesigen Industrie, die jährlich Milliarden umsetzt und hunderttausende Arbeitsplätze schafft. Das alles ist möglich, weil die Australier die größten Zocker der Welt sind. Pro Jahr verzockt ein durchschnittlicher Australier über 2.000 Dollar – mit Vorliebe an den Poker-Automaten, die man dort liebevoll Pokies nennt.








Das hört sich ja noch nicht mal so extrem an. Aber wenn man sich folgende Zahlen betrachtet, wird deutlich wie leidenschaftlich die Australier zocken: In Australien lebt weniger als 1% der Weltbevölkerung und gleichzeitig stehen dort mehr als 20% aller Spielautomaten!








Weihnachten im Sommer


Bei über 30C° im Schatten war es gar nicht so einfach, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Aber nicht nur der Australische Sommer passte so gar nicht zu unserer Vorstellung von Vorweihnachtszeit. In Australien gibt es zum Beispiel auch nirgends Weihnachtsmärkte. Vielleicht auch logisch, weil Glühweintrinken bei der Hitze ja nun auch gar nicht gehen würde.

Aber auch die Weihnachtsdekoration unterscheidet sich von der traditionellen deutschen Beleuchtung doch erheblich. Und scheinbar ist auch der Weihnachtsmann sehr anpassungsfähig und schlüpft in die unterschiedlichsten Gewänder. Denn am Ende zählt doch nur, dass auch die Australischen Kinder ihre Geschenke bekommen….









Und weil das alles so fremd für uns war, mussten wir natürlich gleich am ersten Abend nach unserer Rückkehr auf den Regensburger Weihnachtsmarkt.







Donnerstag, 4. Februar 2010

Sportnation


Wer in Australien geboren wurde, hat doppelt so gute Chancen Olympiasieger zu werden als jemand, der in Deutschland geboren wurde – und 5x mehr als diejenigen, die in den USA geboren wurden. 3.78 Medaillen pro einer Million Einwohner haben australische Sportler bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta gewonnen. Und das obwohl dort neben den Olympischen Sportarten auch noch spezielle Sportarten populär sind, wie Australian Football und Cricket. Diese Nation kann man wohl ganz legitim als sportverrückt bezeichnen.

Und so könnte man die folgende Geschichte fast glauben, wenn sie nicht ganz so abgefahren wäre: Ein Mann kommt zum Grand Final der Australian Football Saison nach Melbourne und stellt verwundert fest, dass der Platz im Stadion neben ihm leer bleibt.








Da die Karten für das Finale schon immer Monate im Voraus ausverkauft sind, kann es eigentlich gar nicht passieren, dass Plätze leer bleiben. Also fragt der Mann den älteren Herren auf der anderen Seite des leeren Sitzplatzes, ob er wüsste, wie das sein kann. Der ältere Mann entgegnet: „Das ist der Platz meiner Frau, aber sie ist kürzlich verstorben“. „Oh“, sagt der Erstere, „das tut mir sehr leid.“ Der ältere Mann nickt, „Ja, sie hat nie ein Finale verpasst“. Der erste überlegt und fragt „Aber hätten sie das Ticket nicht an Freunde oder Verwandte geben können?“ Der Alte schaut ihn verwundert an und erwidert dann: „Leider sind sie alle verhindert. Sie sind alle auf der Beerdigung.“