Freitag, 12. März 2010

Der Grieche

Nach 5 Jahren in den USA ist mein Freund Mike nun endlich wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Der „Onkel aus Amerika“ wohnt nun - wie schon vor seinem kurzen Abstecher nach Übersee - wieder in Nürnberg, das gerade mal 1 Auto- bzw. Zugstunde von Regensburg entfernt ist. Also hab ich letzte Woche gleich mal meinen Rucksack gepackt, um (1) mit Mike Champions League zu schauen und (2) Mike und Sonjas neue Wohnung zu besichtigen.

Das Champions League-Spiel Florenz-Bayern war ein echtes Highlight, das wir zusammen mit Jan und Björn in der Warsteiner-Stube gespannt verfolgten und den die Qualifikation der Bayern fürs Viertelfinale bejubelten.

Die Wohnung ist – wie kaum anders zu erwarten – ebenfalls ein absolutes Highlight. Mit Blick auf die Dächer der Stadt – von der Nürnberger Burg bis zum Plärrer scheint beim Blick aus der Fensterfront alles greifbar nahe. Da verwundert es nicht, dass auch andere Prominente eine solche Lage zu schätzen wissen. So z.B. auch Angelos Charisteas, der Fußballprofi vom Nürnberger Club, der in seiner Heimat Griechenland seit 2004 als Nationalheld verehrt wird. Denn damals köpfte er die Griechen im Endspiel mit seinem Tor zum 1:0 gegen Portugal zum Europameistertitel.










So weit so gut. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Mike Herrn Charisteas kennenlernen wird. Ich allerdings hab dazu nicht einmal 24 Stunden gebraucht. Als ich mich morgens von Mikes Wohnung wieder auf den Weg zum Bahnhof machte, ging ich das Treppenhaus hinunter und traf im vierten Stock – ja wen wohl? - den berühmten Griechen.









Wir wünschten uns gegenseitig einen guten Morgen und gingen dann unseres Weges. Ich weiter die Treppen hinunter - er nahm vom dritten Stock bis zum Erdgeschoß den Aufzug! Ja ist das denn zu glauben? Der Mann ist Fußballprofi und nimmt wegen 3 Stockwerken auf dem Weg nach UNTEN den Aufzug? Ich war schon ziemlich irritiert und hab ihm vorsichtshalber unten gleich mal die Haustür aufgehalten. Nicht, dass er sich zu sehr anstrengen muss. Naja, zumindest hat er sich scheinbar darüber gefreut und sich artig bedankt… Komisches Volk, diese Griechen (Sorry, Soto!)!



Zeitungsklau

Das Leben in einer Zweckgemeinschaft hat natürlich auch so seine Tücken. Über längere Zeit spielt man sich als Team hervorragend ein und verlässt sich dann auch mal auf den anderen. Aber passt man mal nicht auf: Zack – schon hat’s einen erwischt!

Genauso erging es mir letzte Woche, als ich doch tatsächlich - nichts ahnend - beim Zeitungsklau erwischt wurde. Ich war frühmorgens um 7 Uhr schon unten und nahm wie üblich bei der Gelegenheit gleich Stephans Mittelbayrische Zeitung mit in die Wohnung. An diesem Tag – wie auch an 3 der 4 vorhergehenden Tage dieser Woche – packte ich auch gleich noch die Süddeutsche mit dazu, weil – laut Stephan - der „Nachbar“ über uns für eine Woche weg war und die Zeitung somit eh nicht lesen konnte.










Komisch nur, dass ich diesem Nachbar dann auf der Treppe begegnete und er mich schon so komisch anschaute, mit meinen 2 Zeitungen unterm Arm. Aber gesagt hat er (noch) nichts.

Als ich wenig später nochmal runter ging, um mir einen leckeren Kaffee Latte vom Black Bean zu holen, kam mir unser Nachbar doch glatt nochmal entgegen und fragte mich unverblümt, ob ich vielleicht seine Zeitung mitgenommen hätte. Wahrheitsgemäß bejahte ich die Frage und erklärte ihm, dass Stephan ihn auf Reisen vermutet hatte. Das interessierte den jungen Mann aber nicht besonders, denn er wollte nur seine Zeitung haben, die ich ihm dann auch schön brav auf die Treppe legte. Seither ist der Nachbar irgendwie nicht mehr so freundlich - auch wenn ich ihn immer noch herzlich begrüße und versuche wieder besser Wetter zu machen…

Angezeigt hat er mich aber noch nicht – soweit ich weiß… ;-)




Wohngemeinschaft

Seit gut über einem Jahr haben Michaela und ich nun keine eigenen 4 Wände mehr. Momentan wohnen wir wieder hauptsächlich bei Stephan – Michaelas Bruder, der uns Obdachlosen nunmehr schon über einem Jahr immer wieder Asyl gewährt.

Mittlerweile ist aus dem Asyl aber fast schon eine richtige WG geworden. Auch wenn’s doch recht eng ist, in Stephans 60qm/ 2-Zimmer-Domizil (1 Schlafzimmer, 1 Wohnzimmer, 1 Küche, 1 Bad), ist das WG-Leben meist so nett, dass er langsam aufpassen muss, dass wir überhaupt noch irgendwann mal wieder ausziehen - wobei das ausziehbare Sofa im Wohnzimmer (auf dem wir seit Wochen schlafen), noch immer stark gewöhnungsbedürftig ist und wir wahrscheinlich langfristig bleibende Rückenschäden zu befürchten haben.

Und natürlich gibt es auch hin und wieder Momente, in denen man das WG-Leben gerne gegen ein normales Leben eintauschen würde. So kommt es schon mal vor, dass Michaela und ich am Wochenende nachts etwas länger unterwegs sind als Stephan. Und so sehr wir uns dann auch bemühen, im Treppenhaus und Bad leise zu sein, der arme Kerl ist halt jedes Mal hellwach…











Aber auch ich muss manchmal leiden. Denn es passiert auch mal, dass die beiden Baeren an Wochenenden schon am frühen Morgen Abba einlegen und lauthals mitsingen. Aber damit noch nicht genug der Strafe. Nichts ahnend saß ich kürzlich am Küchentisch, fand mich mit der Musik-Tageszeit-Kombination gerade ab, als ich aus dem Augenwinkel einen Männerhintern in einer karierten Schlabberschlafhose vor dem Küchenherd wackeln sah. Beim zweiten Mal hinschauen, wurde mir klar, dass es keine Illusion war – sondern dass sich Stephan für die nächtlichen Störungen mit dieser Darbietung übel rächen wollte…

Aber wenn dann mal wieder gemeinsam gekocht und anschließend wahlweise gespielt oder DVD geschaut wird, dann ist das alles nur noch halb so schlimm. Diese Momente werden für bestimmt mitnehmen, wenn wir mal wieder ausziehen – das Sofa eher nicht…










Und natürlich auch an dieser Stelle noch einmal (denn man kann es ja nicht oft genug sagen): Danke, Stephan!