Sonntag, 29. November 2009

Matilda

Auch unser Auto in Australien musste natürlich einen Namen bekommen, denn schließlich sollte es für über 2 Monate unser „Zuhause“ sein. Aber nachdem wir mit dem charismatischen Jack in Amerika unterwegs waren, war es gar nicht so einfach einen passenden Namen zu finden…

Wir sind hier mit einem Mitsubishi Outlander unterwegs, der nicht nur um einiges jünger ist als der alte Jack in Amerika, sondern auch feiner geschnitten und eleganter - ein Auto das eher zum Cruisen gedacht ist als zum Geländefahren (obwohl es natürlich schon einen Vierradantrieb hat, den wir im tiefen Sand schon ab und zu mal brauchen). Aber im Gegensatz zum kantigen Jack, hat dieses schöne weiße Auto hier eher weibliche Züge. Also haben wir nach einem weiblichen Namen gesucht.

Nun gibt es in Australien einen weiblichen Namen, den jedes Kind kennt: Matilda! Denn so nannte der Wanderarbeiter im wohl bekanntesten Volkslied Australiens das Bündel mit seinen gesamten Habseligkeiten. Und weil wir in unserem Auto ebenfalls unsere gesamten Sachen transportieren – und wir ja quasi auch auf Wanderschaft sind – fanden wir diesen Namen angemessen.







Das Lied heißt übrigens „Waltzing Matilda“ und ist die heimliche Nationalhymne Australiens, das bei keinem Lagerfeuer fehlen darf. Denn im Gegensatz zur tatsächlichen australischen Nationalhymne („Advance Australia Fair“) kennt jeder Australier den Text der „Waltzing Matilda“.

Das Lied erzählt die Geschichte des hungrigen Wanderarbeiters, der in seiner Not ein Lamm stiehlt, deshalb verfolgt wird und am Ende lieber in einem Wasserloch (in Australien „Billabong“) ertrinkt, als gefasst zu werden.

So traurig wird unsere Reise hier bestimmt nicht enden, aber wir werden bis Weihnachten sicherlich noch das ein oder andere Abenteuer mit unserer Matilda erleben…








P.S.: Auch die wohl traditionellste – und sehr sympathische - australische Tankstellenkette heißt Matilda.








Und auch die australische Fußballnationalmannschaft der Frauen wird „die Matildas“ genannt.






Urlaub vom Reisen


Nach über 8 Monaten auf Reisen (mit kurzen Zwischenstopps in Deutschland) und weit über 150 Übernachtungen in unserem Zelt, haben wir uns in Agnes Water mal wieder eine Art Wohnung gegönnt. Man nennt das hier Selbstversorger-Apartment. Und die war für uns ein wahrer Traum.









Denn das Apartment ist eingerichtet, wie eine richtige kleine Wohnung und hat alles, was wir seit vielen Monaten nicht mehr hatten, aber eigentlich zu einem normalen Leben gehört: Kühlschrank, Waschmaschine, Couch, Liegestühle, Bett, Bad, Strom, Licht, Herd und Spülmaschine.

War das herrlich!









Einen eigenen, großen Kühlschrank, in dem nur die Dinge stehen, die wir eingekauft haben. Zwar hatten wir auf Campingplätzen schon auch manchmal Kühlschränke, mussten diese aber dann mit allen anderen Campern teilen. Unglaublich wie groß so ein richtiger Kühlschrank ist. Vor allem im Vergleich mit unserer Camping-Kühlbox.









Eine Waschmaschine in der Wohnung. In den letzten Monaten hatten wir diesen Luxus nur für ein paar Wochen bei Mike in New York und Bettina in Seattle. Und so haben wir es richtig genossen alle Klamotten mal wieder durchzuwaschen ohne Münzen einwerfen zu müssen und in einen Waschsalon gehen zu müssen. So angenehm.

Eine Couch und Liegestühle auf dem Balkon. Unsere einzige Sitzgelegenheit auf Campingplätzen sind unsere Campingstühle und als besonderen Luxus haben wir ja noch unsere Hängematte. Aber so eine Couch fühlt sich ja doch noch viel besser an. Wunderbar bequem.









Ein richtiges Bett mit dicken Federmatratzen. Normalerweise ist unser Zelt unser „Schlafzimmer“ und unsere Matratzen sind nur 3 cm dick und mit Luft gefühlt. Dieses Bett hier war so wunderbar weich und kuschelig!

Ein eigenes Bad. Toilette, Waschbecken und Dusche nur wenige Schritte vom Bett entfernt, die man nicht mit anderen teilen muss ist ein Luxus, den wir in diesem Jahr wirklich nur sehr sehr selten hatten. Fühlt sich sooo sauber an.

Strom. In unserem Apartment hatten wir mindestens 10 Steckdosen und können problemlos alle elektronischen Geräte entweder direkt anschließen oder aber mehrere Akkus gleichzeitig laden. Sehr praktisch.

Licht! Man drückt den Lichtschalter und das ganze Zimmer (und sogar der Balkon) ist strahlend hell, obwohl es draußen schon dunkel ist (und hier wird es ja schon um 18 Uhr dunkel). Ist das nicht ein kleines Wunder? Eine Woche mussten wir uns keine Stirnlampen aufsetzen, um abends zu kochen oder beim schwachen Schein unserer batteriebetriebenen Lampe lesen. Wir konnten sitzen und machen was wir wollten und dieser Schalter machte uns völlig unabhängig von der Tageszeit. Grandios!

Ein Herd mit vier Kochplatten, einem Ofen, einer Mikrowelle und dazu noch ein Gasgrill. auf dem Balkon. Im Vergleich zu unserem Gaskocher mit nur einer Platte, ist das purer Überfluss! So viel braucht doch kein Mensch.









Eine Spülmaschine. Unser faltbares Spülbecken beim Campen hat ungefähr 30cm Durchmesser. Die Spülmaschine hier ist eher 80cm hoch, breit und tief! Unglaublich, was da alles rein geht – und dann wie von selbst sauber wird.

Für uns ist jedes dieser Dinge ein wirkliches Highlight und wir haben dieses Apartment wirklich in vollen Zügen genossen. Dazu kommt noch, dass das Cafe, der Supermarkt, der Zeitungsstand und der Surfbrettverleih gleich um die Ecke lagen. Und der Traumstrand war nur ungefähr 3 Minuten zu Fuß entfernt. Dabei ist Agnes Water so richtig schön klein und kuschelig, wo die Einheimischen noch richtig coole Surfer-Dudes sind und man nur eine überschaubare Anzahl von Backpackern trifft.

Und so hat sich das für 7 herrliche Tage wirklich angefühlt wie ein kleines Paradies.






Backpacker – Teil 2

Wie bereits (im ersten Blog über die Backpacker) erwähnt, ist Australien ein Paradies für Individualreisende. Nicht nur, dass es Unterkünfte und Gemeinschaftseinrichtungen für jedes Budget gibt – nein, auch bei den Fortbewegungsmitteln findet jeder Backpacker etwas.

Diejenigen mit wenig Zeit und großer Reiseroute fliegen schon mal von Sydney, Brisbane oder Melbourne nach Cairns oder Darwin (schon ab 90 Euro), um die Reise von dort fortzusetzen. Diejenigen mit etwas kleineren Routen (oder mehr Zeit) nehmen auch mal den Bus (Greyhound), der aber relativ teuer ist – und anscheinend auch nicht wirklich bequem.

Und deswegen nimmt die große Masse der Backpacker sich einen Mietwagen. Und die gibt’s in allen Variation und Preisklassen. Dabei mieten die Wenigsten ein normales Auto und schlafen im Zelt (wie wir). Die Meisten mieten sich einen Camper, die es z.B. bei Wicked schon ab 35 Euro pro Tag gibt. Aber Achtung! Die kultigen Mitsubishi Minibusse im Graffiti-Look sind alle schon ziemlich durchgeritten. Die meisten von diesen Dreckschleudern haben schon weit über 300.000 Kilometer auf dem Tacho! Und entsprechend abgenutzt und spartanisch ist auch die Inneneinrichtung.










Schon besser – weil neuer – sind die Camper von Camperman, Hippie Camper und Backpacker.









Eine etwas andere Variante – etwas edler – sind die Jucys und Spaceships. Das sind keine Minibusse, sondern eher Vans, die aber ähnlich viel Platz zu bieten scheinen.








Und dann gibt es natürlich noch die herkömmlichen Wohnmobile, wie wir in Europa sie kenn en. Die Anbieter hier heißen Britz, Maui oder Apollo.









Diese ganze Camper-Gemeinde schiebt sich nun also permanent über die Straßen Australiens. Hauptsächlich entlang der Küste sieht man diese Camper überall. Oft trifft man sogar dieselben Leute immer wieder. So haben wir zum Beispiel Kathrin aus Hamburg auf unserer Segeltörn zu den Whitsunday Inseln kennen gelernt und dann eine Woche später – und ungefähr 500 Kilometer weiter nördlich – zufällig in einer Kneipe wieder getroffen. Hannah & Paul aus der australischen Hauptstadt Canberra lernten wir auf dem Campingplatz in Airlie Beach kennen, wo sie uns erzählten, dass sie in der Nacht zuvor ebenfalls auf genau demselben Campingplatz übernachtet hatten wie wir - 500 Kilometer weiter nördlich!

Fährt man etwas ins Landesinnere - weg von der Küste – sieht man nur aber noch vereinzelte Backpacker Camper. Und jedes Mal, wenn wir von der Küste wegfuhren, begannen wir sie schon nach 2 Tagen richtig zu vermissen. Denn irgendwie sind wir ja schon Teil dieser - zugebener Maßen - etwas seltsamen Familie. Auch wenn wir als Zelt-Camper nicht 100%ig dazu gehören, denn schließlich haben wir ja „nur“ 2.5 Monate hier in Australien – im Gegensatz zu den „richtigen“ Backpackern, die meistens 1 Jahr (und mehr) unterwegs sind…


Montag, 16. November 2009

Regenmacher


In Australien herrscht seit 13 Jahren eine Dürre, die das Leben vieler Menschen komplett verändert hat. Deshalb ist es auch nicht übertrieben, wenn die Australier von einer Jahrhundertdürre reden, denn diese Dürre ist die längste und heftigste, die den australischen Kontinent jemals heimgesucht hat – und dabei ist Australien eh schon der zweittrockenste Kontinent der Welt (nach der Antarktis).

Besonders offensichtlich wird das am einstigen Toolondo Reservoir, das einst 90.000 Megaliter Wasser fasste und nun eine Mondlandschaft aus verkrustetem Lehm ist. Nur die in dieser jetzigen Wüste stehenden Schilder „Powerboat Speed Limit 8km/h“, zeugen noch vom ehemaligen Wassersportparadies. Gespenstisch.









Auf einer Schafsauktion in Südaustralien bekommt man die Auswirkung der Dürre ebenfalls sehr deutlich vor Augen geführt. Hier haben die Schafzüchter nicht mehr genug Futter für ihre Herden, weil auf den Feldern nichts mehr wächst. In manchen Gegenden hat es wieder im letzten Sommer, noch im Winter richtig geregnet, ja sogar keinen anständigen Regen in den letzten 4-5 Jahren gegeben. Und so finden die Schafe keinen grünen Grashalm mehr auf den Feldern und die Bauern sind gezwungen, ihre Herden zu reduzieren, um noch genügend Futter für die verbleibenden Schafe beschaffen zu können.

Die gute Nachricht ist, dass dies noch keine negativen Auswirkungen auf die Lamm-Preise in Australien hatte, weil die Nachfrage aus dem Ausland hoch ist. Aber die Anzahl der Schafe in Australien insgesamt geht ständig zurück. Im letzten Jahr sind noch 76 Millionen Schafe gezählt worden, ein dramatischer Rückgang von sage und schreibe 115 Millionen Schafen seit 1999. Und so wird es schwer werden, genügend Mutterschafe zu haben, wenn sich die Situation wieder verbessern sollte.







Die Klimaforscher gehen davon aus, dass es sich eigentlich um eine Serie von aufeinanderfolgenden Dürren handelt, die nur von kurzen Perioden mit geringem Niederschlag „unterbrochen“. Und so sehen die Prognosen auch ziemlich düster aus. Im besten Fall ist die momentane Situation eine Frühwarnung, dass die Zukunft trockener und wärmer werden könnte. Im schlechtesten Fall ist es der Beginn eines unwiederbringlichen Klimawandels, der vor allem die südliche Hälfte des Kontinents massiv betreffen würde.









Damit sich die Natur erholen kann, braucht es also Regen – sehr viel Regen, auf den wir als Camper natürlich gar nicht so scharf sind. Wir hatten gehofft, dass der Regen vielleicht noch ein bisschen warten könnte – nur ein paar Wöchelchen, so bis Weihnachten vielleicht – auf die wäre es doch nach 13 Jahren nun auch nicht mehr angekommen. Aber scheinbar konnte die Natur keinen Tag länger aushalten und der Regengott hatte endlich ein einsehen. Denn seit Anfang November regnet es überall dort, wo wir hinfahren (teilweise um vor dem Regen zu flüchten) fast jeden Tag. Das ist uns dieses Jahr nun schon so oft passiert, dass wir schon ernsthaft drüber nachgedacht haben, Karrieren als Regenmacher anzustreben. Damit könnten wir viele Menschen glücklich machen und wären bestimmt voll ausgebucht…;-)

Hier in Australien begann der Regen, als wir im tropischen Norden von Queensland waren (wo dies aber nur der etwas verfrühte Beginn der Regenzeit war), dann aber auch im zentralen Queensland (zuerst an der Küste und dann sogar 400km weit im Landesinneren), wo es seit April nicht mehr geregnet hatte. Hier fegten gewaltige Gewitterstürme übers Land und es schüttete von einem Augenblich auf den anderen wie aus Kübeln. Genauso plötzlich hört es dann aber meist auch wieder auf – manchmal nach einer Stunde, aber manchmal auch erst nach 2 Tagen.

Die Natur wie auch die Menschen freuten sich riesig darüber. Und so konnten auch wir nicht anders und genossen den Regen unter dem Vordach des Motels in das wir uns während der heftigsten Tage verkrochen hatten. So schön kann Regen also sein… No worries also! ;-)