Freitag, 24. April 2009

Rallye Moremi

Normalerweise füllt sich das Okavango Delta über einen Zeitraum von 6 Monaten. So lange braucht das Regenwasser aus den Bergen von Angola bis es über Namibia bis in die Mitte Botswanas vorgedrungen ist. Dort erstreckt sich das größte Binnendelta der Welt dann über eine Fläche von 16.000 Quadratkilometern und verdunstet dann über die nächsten 6 Monate, bevor es sich wieder über 6 Monate langsam füllt.

Dieses Jahr war aber alles anders. Denn aufgrund der extremen Regenfälle in Angola, Namibia und Botswana hat sich das Delta schon 4 Monate vor dem normalen Zyklus gefüllt. Der Okavango hat sogar so viel Wasser, dass alle Campingplätze auf der Westseite des Deltas wegen Überflutung geschlossen sind. Nur 1 einziger Campingplatz konnte uns eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten – auf dem Picknickplatz. Deshalb ist es immer ratsam auch alle Reservekanister zu füllen, denn man weiß nie wie weit man tatsächlich kommt.





Auf der Ostseite fuhren wir dann in den für die Jahreszeit auch extrem wasserreichen Moremi National Park. Die Ost-West Verbindung im Nordteil des Parks war sogar wegen Überflutung gesperrt. Da wir trotzdem unbedingt in den Nordosten fahren wollten, versuchten wir unser Glück mit einem Umweg außerhalb des Parks – um dann durch das North Gate in den Park zu gelangen. Allerdings endete unser Vorhaben schon nach kurzer Zeit, weil wohl die alte Holzbrücke der Hauptstraße nach Norden weggespült wurde und die neue Stahlbrücke noch nicht fertig ist. Wir fragten im nächsten Dorf, wie man denn sonst über den Fluss kommen könnte und sie wiesen uns den Weg über eine kleine Holzbrücke am Ende einer kleinen Piste, die wir sonst niemals gefunden hätten.




Auf der anderen Seite des Flusses bannten wir uns den Weg durch eine sandige Piste und fragten 2 entgegenkommende Geländewagen mit Touristen aus Deutschland und der Schweiz, wo sie herkommen. Sie erzählten enttäuscht, dass sie versucht hatten durchs North Gate zu kommen, dann aber aufgegeben haben, weil so viele Straßen überflutet waren. Das wollten wir uns zumindest mal anschauen. Also fuhren wir noch weiter, holten uns bei den Rangern noch eine genau Wegbeschreibung (plus die Versicherung, dass wir mit unserem Auto bestimmt durchkommen würden…). Aber kurze Zeit später verließ uns ebenfalls der Mut, denn die Wassertiefe war nicht abzuschätzen und die Querungen oft zu breit und zu zahlreich. Enttäuscht machten wir uns auf den Rückweg, wo wir kurze Zeit später eine Safarigruppe trafen, die in Richtung North Gate fuhren. Sie fragten, wo wir herkommen und wir erzählten, dass wir umgedreht hatten. Gideon, der Safari Guide sah uns wohl die Enttäuschung an und meinte, dass er einen Weg kenne und wir ihm einfach folgen sollten. Das Angebot konnten wir nicht ausschlagen. Aber das war einfacher gesagt als getan. Denn Gideon fuhr – trotz Anhängers - einen extrem heißen Reifen auf diesen sandigen, schlammigen und mit Schlaglöchern übersäten Piste. Und so begann die Rallye Moremi, mit Jochen „Walter Röhrl“ am Steuer und Michaela „Christian Geißdörfer“ als Copilot.







Mehrere Male vergaß der Copilot die Strecke mit Bilder zu dokumentieren, weil die Anspannung zu groß war und eher Luft anhalten als Fotos machen angesagt war.





Am Ende kamen wir aber sicher durch und bedankten uns bei Gideon, der die Rallye Moremi glasklar für sich entschieden hatte. Aber auch der 2. Sieger war sichtlich stolz, durchgekommen zu sein.





Zäune

Zäune spielen im südlichen Afrika eine große Rolle, weil die Menschen sowie Nutztiere von wilden Tieren getrennt gehalten werden sollten – denn sonst gibt es immer wieder „böses Blut“. Aber jedes Land geht dieses Problem scheinbar unterschiedlich an.

So sind in Südafrika alle National Parks und Game Reserves von Zäunen umgeben, damit die wilden Tiere nicht raus kommen – und der Mensch nur mit einer Genehmigung rein. Im Rest des Landes sind Zäune eher selten bzw. unauffällig.

In Namibia hingegen ist alles eingezäunt. Entlang jeder noch so kleinen Piste stehen die kilometerlangen Zäune der riesigen Farmen. Manche Farmen, wie unsere Lieblingsfarm Koiimasis – nach wie vor der beste Campingplatz unserer ganzen Tour und das beste Straußenfilet der Welt – kann man sogar nur erreichen, in dem man das Gebiet von 4 Farmen durchquert und dabei 4 Tore passieren muss – denn schließlich befinden sich auch zwischen den Farmen Zäune – nicht nur entlang der Straßen.

Botswana hat sich ein noch komplizierteres System ausgedacht. Hier werden verschieden Sektionen des Landes durch sogenannte Veterinärzäune voneinander getrennt, um die Verbreitung von Seuchen (zum Beispiel Maul- und Klauenseuche) zu verhindern.




Ansonsten laufen sowohl Nutztiere als auch wilde Tiere frei herum. In den Grenzgebieten kommt es deshalb immer wieder zu Spannungen zwischen den Farmern und den Naturschützern, weil die Nutztiere öfter mal von Raubtieren gerissen werden und die Farmer deshalb Fallen für die Raubtiere aufstellen bzw. Gift streuen.

Ein weiterer Nachteil ist, dass dieses System von Touristen wie uns nicht leicht zu durchschauen ist. So ist es uns passiert, dass wir in Maun extra genügend frisches Fleisch und Wurst eingekauft hatten, damit es für die nächsten 7 Tage reichen würde, die wir in der Wildnis verbringen würden. Und dann kommt 80 Kilometer südlich von Maun (für uns) überraschend ein Kontrollpunkt. Da wir das Fleisch nicht mehr verstecken konnten und auch nicht abgeben wollten, entschieden wir uns fürs Brutzeln. Denn gekochtes oder gebratenes Fleisch darf im Gegensatz zu rohem Fleisch über die Grenzen der Veterinärzäune gebracht werden. Also haben wir direkt am Kontrollpunkt neben der Straße, in der prallen Mittagssonne, unter der Aufsicht des zuständigen Beamten und eines hungrigen, streunenden Hundes 4 verschiedene Fleisch- und Wurstsorten gebraten und eingepackt. Das war eines der wenigen Male, als uns das Grillen keinen so großen Spaß gemacht hat.





Der große Vorteil des botswanischen Systems liegt darin, dass sich die Wildtiere absolut frei bewegen können. Die natürlichen jahreszeitlich bedingten Wanderungen der Tiere werden also nicht eingeschränkt. Nicht einmal die Campingplätze in den Nationalparks sind eingezäunt. Wer also im Zelt schlafen möchte, tut das in der absolut freien Natur und teilt sich den Busch mit Löwen, Nilpferden und Hyänen.





Bisher hatten wir zwar abends noch keinen Besuch auf unseren Campingplätzen, aber nach Sonnenuntergang ist es schon immer besonders spannend. Man weiß, dass die Raubtiere dann am aktivsten werden (weil die Hitze des Tages, der angenehmen Kühle der Nacht weicht) und dass die Raubtiere im Dunkeln deutlich besser sehen als Menschen. Also werden verschiedene Lichtquellen strategisch um das Auto platziert – und natürlich ein großes Lagerfeuer gemacht. Nach 1-2 Stunden angespannten Lauschens bzw. Spähens (mit Hilfe unserer Megataschenlampe) ziehen wir uns dann doch meist relativ früh ins sichere Dachzelt zurück…

Und das zurecht, denn in der Makgadikgadi haben unsere Nachbarn am nächsten morgen Löwenspuren gefunden - und ein Elefant ist nachts an unserem Auto/ Zelt vorbei gegangen.



Anhalter

Normalerweise nehmen wir ja grundsätzlich keine Anhalter mit, aber die Bitte der Mutter von drei sehr charmanten Ladies, sie zur Schule im Etosha National Park (!) zu bringen, konnten wir nun wirklich nicht abschlagen. Während der etwa halbstündigen Fahrt, machten sie es sich auf der Rückbank so bequem es der beengte Raum zuließ und blätterten – wie drei Damen von Welt - in unseren zahlreichen englischsprachigen Zeitschriften. Die Kleinste hatte sich das Magazin über die Afrikanische Wirtschaft ausgesucht, welches sie aber genauso interessiert durchblätterte wie ihre älteren Schwestern – göttlich. Ihre Namen haben uns Josephine, Nema und Vanessa genauso verraten, wie die Tatsache, dass sie auf dem Weg vom Camp innerhalb des Etosha National Parks, in welchem sie unter der Woche wohnen, bis zur Schule (auch innerhalb des Parks) jeden Morgen und Nachmittag 30 Minuten durch den Park fahren und dabei schon alle Tiere gesehen haben, die es so gibt – also von Elefanten, über Löwen, Leoparden, Geparden, Giraffen, Zebras und und und… Im Camp angekommen, wurden die drei gleich von ihren Freundinnen begrüßt, die natürlich auch mit auf das Foto wollten.





Generell ist das Fahren per Anhalter im südlichen Afrika sehr verbreitet, weil weit weniger Leute ein Auto haben, als in Europa oder Amerika. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Ansätze, um mitgenommen zu werden. Die einen stehen ganz herkömmlich an der Straße und winken den vorbei kommenden Autos. Die anderen setzen sich in den Schatten von Bäumen und stellen ihren Koffer an den Straßenrand bzw. binden ein buntes Tuch an einen Ast des Baumes, unter dem sie sitzen.

Manchmal wird man aber auch an einem Zugangstor zu einem National Park oder auch einem der zahlreichen Kontrollpunkte für die Maul- und Klauenseuche gefragt, ob man jemanden mitnehmen kann.

Auch hier haben wir schon 2 Ausnahmen gemacht. Der Wächter eines Tors zum National Park bei Spitzkoppe in Namibia fragte uns, ob er auf unserem Dach (!) ein Stück mitfahren darf, denn er wollte noch ins 8km entfernte Dorf, um noch was einzukaufen. Wir ließen den armen alten Mann auf unsere Rückbank klettern und ersparten ihm so einen 2 Stunden-Marsch. Das andere Mal hatten wir vergessen, dass wir noch frisches Fleisch im Kühlschrank haben als wir einen Veterinärzaun (den Buffalo Fence) passieren mussten. Weil wir es aber nicht wegwerfen wollten, versteckten wir es kurz vor dem „Buffalo Fence“ in unseren Koffern, um es über den Kontrollpunkt zu schmuggeln. Als uns der Kontrolleur fragte, ob wir seine Schwester mit ins 50 Kilometer entfernte Maun nehmen könnten, wollten wir ihn natürlich nicht verärgern und nahmen sein Schwesterherz „natürlich gerne“ mit. Im Gegenzug verlief auch die Kontrolle sehr oberflächlich…


Skorpione

Skorpione gehören zur Gattung der Spinnen und sind bekanntlich giftig. Was wir bisher nicht wussten, ist dass sie Insekten fressen. Und wenn man nun eine Lampe auf den Boden stellt und die ganzen Fliegen und Falter ins Licht fliegen (warum auch immer – dieser Trieb ist mir noch immer schleierhaft), dann tauchen von Zeit zu Zeit diejenigen auf, die sich von Insekten ernähren. Eidechsen haben wir dabei natürlich schon öfter beobachtet, weil die auch einen Laternenpfahl hochmarschieren können. Weil wir normalerweise aber unsere Lampe nicht auf den Boden stellen, hatten wir bis vor Kurzem keine Skorpione gesichtet. Seit der Übernachtung auf dem Mesosaurus Campingplatz in Namibia – übrigens der schlechteste Campingplatz auf unserer bisherigen Tour - können wir bezeugen, dass Skorpione tatsächlich auf Insekten stehen und aufgeregt durch das ganze Gewusel sprinten. Uns selbst war nicht wirklich wohl dabei, die Dinger zu beobachten (deswegen gibt’s auch kein Foto), denn selbst mit festen Schuhen war uns dann Risiko doch zu hoch, von einem solchen Ding gestochen zu werden.

In der Central Kalahari soll es ebenfalls extrem viele Skorpione geben, weswegen wir auch extrem vorsichtig waren, immer feste Schuhe trugen, die Schuhe ivor dem Anziehen mmer aussgechüttelt haben und die Lampen immer erhöht stellen oder hängen.