Dienstag, 29. September 2009

Das Schlachtschiff

Von langer Hand geplant, haben wir Mitte September die 3 Mertls (Nicole, Markus und den kleinen Maximilian) in Las Vegas getroffen und sind dann zusammen weiter gezogen.

Insgesamt 7 Tage sind wir zusammen gereist. Die Mertls mit einem fast 10 Meter langen Koloss von einem Wohnmobil und wir dem guten alten Jack und unserem Mini-Zelt. Ein seltsames Gespann… Doch am Ende waren Michaela und ich sogar sehr froh, dass wir das Schlachtschiff dabei hatten, denn im Arches National Park war es an einem Abend so kühl, dass kochen und essen im Freien nur mit 2 Winterjacken möglich gewesen wäre. Und auch die Nacht haben wir mit Familie Mertl im Wohnmobil verbracht (in einem ihrer 2 noch freien Doppelbetten), weil der eisige Wind uns doch sehr abgeschreckt hatte.









Die 7 Tage mit den Mertls waren dann – wie nicht anders zu erwarten – sehr ereignisreich!

Wir hatten uns noch keine volle Stunde gesehen, als schon die beiden uns eröffneten, dass sie wieder Nachwuchs erwarten! Dem Anlass entsprechend, wurde doch gleich mal zum Frühstück eine Flasche Champagner geköpft!








Am Abend sprengten Markus und ich beim Black Jack die Bank des Mandalay Bay (naja, zumindest fast – wir haben gemeinsam immerhin 180 Dollar gewonnen).







Im Zion National Park wurde dann die „Operation 6 Fäden“ unter Beteiligung aller Mitreisenden durchgeführt (siehe Blog „Vegas mal ganz anders“) und beim Capitol Reef National Park haben wir im exklusiven Restaurant Diablo hervorragend gespeist – wobei der kleine Maximilian noch immer glaubt, dass er Schlangenfleisch gegessen hat (in Wirklichkeit war es sehr zartes Rind).

Verabschieden mussten wir uns dann im Arches National Park, da sich hier unsere Reiserouten trennten. Wir blieben bis zum Ende unserer Nordamerika-Etappe in unserem geliebten Moab, während die Mertls sich auf den Weg zu ihrem Traumdomizil – dem Coronado Hotel in San Diego – machten, wo sie bestimmt eine fantastische Zeit hatten. Wobei wir uns sicher sind, dass der kleine Maximilian zumindest ab und zu nach dem guten alten Jack gefragt hat, auf dessen Fahrersitz sich prima spielen ließ und in dessen Kofferraum immer wieder neue „Spielsachen“ zu finden waren…






Vegas mal ganz anders

Unser 2. Besuch in Las Vegas auf diesem Trip sollte völlig anders laufen als alle bisherigen Las Vegas-Aufenthalte zuvor…

Alles begann mit einem Besuch bei Lisa und Kevin, die in Las Vegas wohnen und dort für Amazon arbeiten. Zum Empfang gab es gleich mal Cocktails und dann gingen wir lecker Italienisch essen – natürlich in einem Casino, denn in Vegas spielt sich ja wirklich alles in den Casinos ab - auch in den Vororten (das sind dann die sogenannten Neighborhood-Casinos).







Nach dem Essen ging ich auf eine Zigarette vor die Tür (des Restaurants, nicht des Casinos – denn dort darf man überall rauchen). Ich steckte einen Dollar in einen Spielautomaten und gewann gleich mal 70 Cent. Euphorisch marschierte ich die wenigen Meter zurück zum Restaurant und wollte Lisa, Kevin und Michaela von meinem Glück erzählen - als ich an der Tür jäh von einem unsichtbaren Hindernis gestoppt wurde. Ich prallte zurück, wusste noch gar nicht, was passiert war, als schon die Bedienungen des Restaurants mit besorgten Gesichtern angelaufen kamen.

Ich realisierte, dass ich gegen eine Wand aus Glas gelaufen und mit dem Kopf dagegen geprallt war. Aber mir war noch nicht so ganz klar, wie das passieren konnte, weil ich doch gerade erst denselben Weg aus dem Restaurant gegangen war und nun die Tür nicht mehr finden konnte. Erst als die Bedienungen die riesige Schiebetür aus Glas aufschlossen und zur Seite schoben, sah ich den Rand der 2 Meter breiten – übrigens sehr sauber geputzten – Glasplatte. Erst dann wurde mir klar, was passiert war: Ich muss das Restaurant wenige Minuten vor halb zehn verlassen haben und wenige Minuten nach halb zehn wieder gekommen sein. In der Zwischenzeit hatten die Bedienungen das Restaurant – pünktlich um 21.30 Uhr geschlossen – obwohl noch Gäste anwesend waren.

Nachdem sie die Tür also wieder aufgeschlossen hatten, wiesen mich die Bedienungen darauf hin, dass ich blutete (was ich selbst noch gar nicht realisiert hatte) und so ging ich erst mal auf die Toilette, um die – zu meiner Überraschung doch recht große – Wunde auszuwaschen und die Blutung mit Papiertüchern zu stoppen. Zurück am Tisch teilte ich den anderen mit, dass wir wohl besser ins nächste Krankenhaus fahren sollten und erzählte ihnen was passiert war.

Während wir bezahlten, fragten die besorgten Bedienungen zwar immer wieder, ob alles ok wäre, kamen aber nicht auf die Idee, uns ein Taxi zu rufen oder Eis zum Kühlen der Wunden anzubieten. Alles was ihnen einfiel war ein Gratis-Cocktail, was wir dankend ablehnten und uns zu Fuß auf den 15minütigen Heimweg machten. Dort setzten wir uns in Kevin & Lisas Auto und fuhren zum nächstgelegenen Emergency Room.







Es dauerte 3 Stunden, um die Wunde mit 6 Stichen zu nähen und ich wurde währenddessen von 3 Schwestern und einem Arzt behandelt. Die Kosten waren entsprechend – doch die werden wir vom Casino wieder einfordern, denn schließlich war weder ein Schild an oder vor der Glastür angebracht, noch sonstige Zeichen waren vorhanden, um einen solchen Zwischenfall zu vermeiden. Und so verwundert es auch nicht sonderlich, dass die Bedienungen uns gestanden hatten, dass dies bereits der 3. Vorfall dieser Art innerhalb einer Woche war. Leider waren sie noch nicht auf die Idee gekommen, etwas dagegen zu tun…







5 Tage später mussten die Fäden gezogen werden. Doch anstatt ins nächste Krankenhaus zu gehen (welches über eine Stunde entfernt gewesen wäre, da wir ja Las Vegas schon lange wieder verlassen hatten), entschieden wir, diese Aktion auf dem Campingplatz durchzuführen.

Arzthelfer Maximilian führte die Voruntersuchung durch (Brust abhören, Blutdruck messen). Dann schritten die Krankenschwestern Nicole und Michaela unter der Oberaufsicht des Chefarztes Markus zur Tat und zogen die Fäden ohne mit der Wimper zu zucken – wobei ich zugeben muss, dass meine Wimpern bei der Aktion ehrlich gesagt schon mehr als einmal gezuckt haben… Aber den beiden gebührt der größte Respekt. Die „Operation 6 Fäden“ verlief völlig reibungs – und schmerzlos. Hut ab! Und danke nochmals! Da tun sich ja ganz neue Karrierewege für euch beide auf!



Mittwoch, 9. September 2009

Gold!

Warum hat es in früheren Zeiten so viele Leute nach Kalifornien gezogen? Die traumhafte Küste? Das Klima, das sich so hervorragend für den Obstanbau eignet? Wahrscheinlich auch, aber doch hauptsächlich wegen dem Gold, das hier zu finden war.

Fragt sich doch, ob von dem vielen Gold noch was übrig ist. Die Antwort ist: Klar. Vielleicht nicht mehr so massenhaft, aber es gibt noch immer professionelle Goldsucher – Kleinunternehmer quasi, die sich damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Die meisten werden natürlich nicht reich damit, aber es reicht, um zu überleben.

Doch auch mit diesem Wissen, waren wir doch sehr verwundert, als uns unser Freund John (ja richtig, der Naturphotograph) erzählte, dass es direkt neben unserem perfekten Campingplatz am Merced River noch immer Gold zu finden gibt. Natürlich hatten wir gelesen, dass in dieser Gegend früher Gold gefunden wurde. Aber dass immer noch was davon übrig ist… Naja, wenn man sich den Fluss am frühen morgen anschaut - wie er golden im Morgenlicht dahinfließt – dann scheint völlig klar, dass wenn es irgendwo Gold zu finden gibt, dann doch wohl hier.








Und wie es sich für einen richtigen Kalifornier gehört, hatte John auch das entsprechende Equipment mit dabei. Anscheinend ist das gar nicht so außergewöhnlich, denn viele Leute hier waschen Gold zum Zeitvertreib - quasi als Hobby.

Das war schon sehr faszinierend, weshalb wir es auch gleich ausprobierten – und sogar fündig wurden. In meiner zweiten Schale fand ich tatsächlich eine kleine Flocke Gold, die uns John in das entsprechende Gefäß packte, so dass wir es mitnehmen konnten. Super!










Vegas

Nach Las Vegas zu kommen, fühlt sich immer an, wie einen alten Bekannten zu treffen. Doch dieses Mal kränkelte unser Freund offensichtlich. Ziemlich hohes Fieber (über 40°C) und einige offene Wunden, die nicht heilen wollen, aber momentan auch nicht behandelt werden (Baustopp bei zahlreichen neuen Hotels).

Las Vegas braucht also möglichst viele Freunde, die helfen wieder auf die Beine zu kommen. Denn das Wegbleiben der Leute (ausgelöst durch die Finanzkrise) ist ja die Ursache dafür, dass es Las Vegas nicht so gut geht. Die Symptome reichen vom schon erwähnten Baustopp, bis zur geringen Auslastung der Hotels (runter auf 72% im Juli), Arbeitslosigkeit und dem Verfall der Immobilienpreise.

So liegen momentan die neuen Hotels von Donald Trump, vom Caesar’s Palace und Hilton auf Eis. Nur auf der Großbaustelle des zukünftigen City Centers wird weiterhin gebaut. 9.500 Bauarbeiter sind auf der gigantischen Baustelle des 8.4 Milliarden Projekts damit beschäftigt, einen Komplex mit 6.000 neuen Zimmern zu bauen.

Die geringe Auslastung der Hotels hat für uns einen schönen Nebeneffekt: Überall gibt es Sonderangebote, um die Leute wieder nach Las Vegas zu locken. Und so sind wir für 50 Euro die Nacht im MGM Grand abgestiegen (da wo die großen Boxkämpfe immer stattfinden). Die Auslastung der Hotels ist nun auch wieder auf über 82% gestiegen – aber immer noch zu wenig, um die Krise beenden.

Die Arbeitslosenquote in Las Vegas schoss dieses Jahr auf bisher unbekannte Höhen: 12,3% im Vergleich zu 3,8% im Jahr 2006.

Das heftigste Problem für die Einwohner von Las Vegas sind aber die zusammen gebrochenen Immobilienpreise. In den USA kauft man sich ja immer gleich ein Haus (im Gegensatz zu Europa, wo man eher erst mal mietet und dann vielleicht selber baut). So auch in Las Vegas, der Stadt, die viele Jahr lang die am schnellsten wachsende und optimistischste Stadt der USA war (Vergleiche mit dem New York um 1900 wurden angestellt). Hundertausende Leute (insgesamt 60% aller Hauseigentümer in Vegas) haben nun höhere Schulden als das Haus überhaupt wert ist (weil der Wert der Häuser um 50% gesunken ist). Aber Vegas hat auch für diese katastrophale Situation schon eine Möglichkeit gefunden (wenn auch nicht besonders ethisch). Die Leute kaufen sich einfach ein neues, meist größeres Haus für weniger Geld, nehmen einen neuen Kredit auf und hören einfach auf, die alten Beiträge zu bezahlen. Die Banken haben nicht die Ressourcen, um durch das ganze Verfahren zu gehen, dass sie die Forderungen für das alte Haus nach einer Weile einstellen. Fast unglaublich, aber dieses Model scheint zu funktionieren.








Bleibt nur zu hoffen, dass sich unser kranker Freund bald erholt und wir ihn in Zukunft in alter Frische antreffen… Bevor wir zurück nach Deutschland fliegen werden ihm aber noch einen zweitätigen Krankenbesuch abstatten und ihn auch finanziell noch einmal zu unterstützen und noch ein paar Dollar hier liegenlassen.