Montag, 29. Juni 2009

Superzufall


Um die (Un-)Wahrscheinlichkeit dieser Geschichte zu verdeutlichen, muss ich etwas weiter ausholen. Denn eigentlich ist der Ausgangspunkt die Tatsache, dass Michaelas Bruder Stephan keinen Drucker besitzt. Einen solchen hätte ich aber gebraucht, um die Buchungsbestätigung für unser Wohnmobil auszudrucken, welches wir uns (wie immer in letzter Minute) für unsere 2 Wochen in Ontario, Kanada gebucht hatten.

Aber wir waren ja zufällig gerade am Wochenende vor unserer Abreise bei Jan und Schmusa zum Grillen in Neumarkt eingeladen – und der Jan, der hat natürlich einen Drucker. Also sind wir Männer mal kurz ins Arbeitszimmer verschwunden, um die Dokumente von meinem Email-Account abzurufen und auszudrucken. Und weil wir gerade online waren, kam Jan auf die Idee, den guten alten Mike in New York über Skype anzurufen, weil der zufällig auch gerade online war.

Gesagt, getan. Zu dieser Zeit waren Mikes Eltern aus Riedlingen bei ihm zu Besuch in New York und so war es gab es dann ein großes Hallo als ich dann neben Jan auftauchte und wir uns alle über Videokonferenz sehen konnten. Nachdem wir alle ein Bierchen aufgemacht und (virtuell) angestoßen hatten, war es aber schon etwas spät, weswegen Jan und ich wieder raus in den Garten zu unseren Mädels wollten, um endlich den Grill anzuschmeißen. Also haben wir uns von Mike verabschiedet, der noch vorschlug, später nochmal zu telefonieren, wenn wir alle gegessen haben. Wir fanden das eine klasse Idee und schlugen als Alternative den nächsten Tag vor, falls es später doch nicht klappen sollte. Aber Mike meinte, dass es am nächsten Tag bei ihm nicht gehen würde, da er dann gemeinsam mit Sonja und seinen Eltern nach Toronto fliegen würde.

Ich dachte erst, ich hätte mich verhört und fragte zur Sicherheit nochmal nach. Aber Mike sagte ganz eindeutig Toronto. Ich fragte ihn, wie lange sie dort bleiben würden. Dienstagvormittag war die Antwort - und Dienstagvormittag war perfekt, denn unser Flieger ging ja am Montag von München nach Toronto!

Nachdem wir diesen Superzufall verdaut hatten, wurden natürlich gleich Pläne geschmiedet, wie und wann wir uns dort treffen würden. Mike schickte mir die Adresse des Weinguts durch, bei welchem sie übernachten würden und ich buchte Michaela und mich am nächsten Tag ebenfalls dort ein, weil wir (obwohl es bereits einen Tag vor Abreise war) noch keine Unterkunft für die erste Nacht gebucht hatten. Zufälligerweise konnten wir unser Wohnmobil auch erst am Dienstag (und nicht gleich am Montag) abholen, weswegen wir uns für diesen einen Tag einen Kleinwagen mieteten, um vom Flughafen zum Weingut nach Jordan zu kommen.

Mikes Eltern waren in die Pläne für das Treffen eingeweiht, weil sie das Telefonat über Skype mit verfolgt hatten. Aber Sonja wusste nichts und Mike wollte sie damit überraschen, weswegen die Jäggles kein Wort über das bevorstehende Treffen verloren. Als Michaela und ich dann auf die Hauptstraße in Jordan einbogen, sahen wir 4 Leute die verschlafene Straße runter schlendern. Wir fuhren von hinten an sie heran und hupten wie wild als wir direkt hinter ihnen waren. Natürlich drehten sie sich alle erschrocken um und wunderten sich, was für ein Spinner da mitten am Tag so hupt. Leider hatten wir keine Kamera bereit, um diesen sensationellen Moment einzufangen. Und wir konnten auch nicht hören, was Sonja sagte, als sie uns schließlich erkannte, aber Mike bestätigte, dass es ein laaaaaang gezooooogenes „AAAAAWA“ war, welches er für den Rest des Abends immer wieder genüsslich für uns nachahmte.







Und so verbrachten wir einen weiteren wunderbaren Abend mit dem Jäggle-Clan, nachdem wir (wie der aufmerksame Blogleser sich bestimmt noch erinnern kann) uns ja das letzte Mal alle in Las Vegas getroffen hatten.






Dieses Mal war’s eben Toronto. Bin gespannt, wo es beim nächsten Mal sein wird…




Sonntag, 28. Juni 2009

Land der 1000 Seen

Der kanadische Bundesstaat Ontario besteht zu einem großen Teil aus Seen. Natürlich denkt man erst an die Großen Seen (Lake Superior, Lake Huron, Lake Ontario, etc.), die von den USA bis nach Kanada reichen. Tatsächlich gibt es aber auch noch zigtausende von kleineren Seen, die oft nur durch schmale Landstriche getrennt sind. Da ist es wenig erstaunlich, dass das nach wie vor beliebteste Fortbewegungsmittel der Kanadier das Kanu ist.

Natürlich haben wir das ebenfalls ausprobiert und haben uns gleich in das Kanu unserer kanadischen Zeltnachbarn Bonnie und Peter verliebt, welches sie uns freundlicherweise für einen Nachmittag ausgeliehen haben. Wir haben damit den Rock Lake im Algonquin National Park (an dessen Ufer wir für fast eine Woche gecampt haben) erkundet und machten uns damit einen wunderschönen neunten Jahrestag.







Natürlich haben wir auch ein Kajak ausprobiert, aber das Kanu hat uns einfach besser gefallen, auch wenn es vielleicht nicht ganz so schnittig ist. Deshalb planen wir nun statt einem Kajak – wie ursprünglich geplant – wahrscheinlich eher ein Kanu zu kaufen.

Inzwischen haben wir weitere Touren mit geliehenen Kanus unternommen und kommen immer mehr zur Überzeugung, dass wir uns am Ende ein Kanu zulegen.





Und wir haben mittlerweile auch die ersten Portagen hinter uns, d.h. wir haben das Kanu von einem See zum nächsten getragen.

Weil es ja so viele Seen gibt – und diese so eng beieinander liegen – ist dies die übliche Art, um die kanadische Wildnis zu erkunden. Man erkundet einen See, trägt das Kanu kurzfristig zum nächsten See, erkundet auch diesen See, trägt das Kanu zu einem weiteren See, und so weiter und so fort. Bis man müde ist und an einem der zahlreichen völlig einsamen, aber ausgewiesenen Campingplätze am Ufer bezieht, die nur über den Wasserweg zu erreichen sind. Eine Übernachtung haben wir wegen des wechselhaften Wetters zwar noch nicht ausprobiert, aber diese Art zu Reisen ist definitiv sehr reizvoll. Wahrscheinlich sind aber Juli und vor allem August die besten Monate dafür.

Wir haben auf Tagestouren im Killarney National Park den George Lake, den Freeland Lake und den Killarney Lake erkundet und mussten dabei das Kanu 80 Meter vom George zum Freeland Lake tragen und dann nochmal lange 380 Meter vom Freeland zum Killarney Lake. Insgesamt haben wir auf diesen Touren ca. 16 und 20 Kilometer zurück gelegt. Das hat richtig Lust auf mehr gemacht. Aber wir geben den Kanadiern Recht: „Portage sucks!“ – Dieses Statement findet man hier auch auf T-Shirts.