Und prompt zerriss es uns irgendwo auf der Höhe von Giants Castle (also noch ziemlich im Norden der Drakensberge) den linken Hinterreifen.
Wir stoppten sofort und blieben auf dem Randstreifen einer ziemlich stark befahrenen Straße liegen. Da wir 2 Ersatzreifen dabei hatten, bestand ja kein Grund zur Panik. Also wurde erst mal das Warndreieck aufgestellt und dann der riesige Spezialwagenheber vom Heck geschraubt, den wir nun seit 11 Wochen durch die Gegend fahren.
Glücklicherweise nahte - noch bevor wir so richtig verzweifelt waren – Rettung in Gestalt von Willie, der wohl bereits an uns vorbei gefahren war, dann aber umdrehte, als ihn das Gefühl beschlich, dass wir in ernsthaften Schwierigkeiten steckten. Aber auch er konnte den Spezialwagenheber nicht verwenden, weshalb er kurzerhand ins nächste Dorf fuhr und einen anderen Wagenheber organisierte. Dieser war aber für unseren Defender etwas zu klein und wackelig. Also organisierte Willie einen weiteren, richtig großen Wagenheber für LKWs. Mit diesem konnten wir schließlich den Reifen wechseln und waren fürs Erste ok. Dann aber erzählte uns Willie, dass er vor allem deswegen angehalten hatte, weil dies eine der schlimmsten Straßen Südafrikas ist, was Raubüberfälle angeht und das er uns strengstens raten würde, umgehend einen neuen Ersatzreifen zu kaufen. Denn mit nur einem Ersatzreifen würden wir ein zu hohes Risiko eingehen, irgendwo auf einer ähnlich gefährlichen Straße liegen zu bleiben.
Und das obwohl wir doch nun schon die ganzen schwierigen Strecken in Namibia und Botswana gemeistert hatten… Dennoch sahen wir ein, dass Willie cht hatte und folgten ihm nach Escourt, zu seinem früheren Arbeitgeber Peter, der sich mit seiner Werkstatt auf Reifen spezialisiert hatte. Wir bedankten uns herzlich bei Willie und seiner Frau für die außergewöhnliche Hilfe und schenkten ihnen die Prosecco Flasche, die wir ursprünglich für Michaelas Geburtstag gekauft - aber nie aufgemacht - hatten und einem Six Pack Bier (weil Willie mir zuflüsterte, dass er eher auf Bier als auf Prosecco steht,).
Doch Reifenspezialist Peter hatte den passenden Reifen für unseren Defender nicht vorrätig. Aber natürlich konnte er einen Reifen organisieren. 200km weiter war einer zu haben und Peters Angestellte zufällig auf dem Weg von Durban nach Escourt, so dass sie den Reifen in 1.5 Stunden anliefern konnten. Um die Zeit zu überbrücken, lud uns Peter zum Mittagessen in ein nahegelegenes Restaurant ein. Er und sein Vorarbeiter Sid leisteten uns Gesellschaft und erzählten uns allerhand Geschichten über Südafrika, die Rassenproblematik und die schönsten Plätze in der Umgebung, so dass die Wartezeit schnell verging. Mittlerweile war das Gewitter direkt über uns und so verzogen wir uns vom Garten ins Innere des Restaurants, gerade noch rechtzeitig, bevor es erbsengroße Körner hagelte.
So was hat es in Escourt um diese Jahreszeit noch selten gegeben. Die Straßen glichen Sturzbächen und wir waren froh, dass wir im Trockenen saßen und bei diesem Wetter nicht fahren mussten.
Schließlich ließ der Regen aber doch nach und auch der Reifen war inzwischen angekommen, so dass wir am späten Nachmittag unseren Weg fortsetzen konnten (obwohl Peter uns angeboten hatte, dass wir auch bei ihm seiner Familie hätten übernachten können). Beeindruckt von der außergewöhnlichen Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, schenkten wir Peter unsere beste Flasche Wein, welche zufällig einer seiner Lieblingsweine war.
Und am Ende des Tages riss sogar die Wolkendecke wieder auf und alles war wieder gut…
Wir hatten also viel Glück im Unglück - oder vielleicht war es sogar Glück, die Reifenpanne zu haben, um diese außergewöhnlichen Menschen kennen zu lernen.
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