Mittwoch, 9. September 2009

Vegas

Nach Las Vegas zu kommen, fühlt sich immer an, wie einen alten Bekannten zu treffen. Doch dieses Mal kränkelte unser Freund offensichtlich. Ziemlich hohes Fieber (über 40°C) und einige offene Wunden, die nicht heilen wollen, aber momentan auch nicht behandelt werden (Baustopp bei zahlreichen neuen Hotels).

Las Vegas braucht also möglichst viele Freunde, die helfen wieder auf die Beine zu kommen. Denn das Wegbleiben der Leute (ausgelöst durch die Finanzkrise) ist ja die Ursache dafür, dass es Las Vegas nicht so gut geht. Die Symptome reichen vom schon erwähnten Baustopp, bis zur geringen Auslastung der Hotels (runter auf 72% im Juli), Arbeitslosigkeit und dem Verfall der Immobilienpreise.

So liegen momentan die neuen Hotels von Donald Trump, vom Caesar’s Palace und Hilton auf Eis. Nur auf der Großbaustelle des zukünftigen City Centers wird weiterhin gebaut. 9.500 Bauarbeiter sind auf der gigantischen Baustelle des 8.4 Milliarden Projekts damit beschäftigt, einen Komplex mit 6.000 neuen Zimmern zu bauen.

Die geringe Auslastung der Hotels hat für uns einen schönen Nebeneffekt: Überall gibt es Sonderangebote, um die Leute wieder nach Las Vegas zu locken. Und so sind wir für 50 Euro die Nacht im MGM Grand abgestiegen (da wo die großen Boxkämpfe immer stattfinden). Die Auslastung der Hotels ist nun auch wieder auf über 82% gestiegen – aber immer noch zu wenig, um die Krise beenden.

Die Arbeitslosenquote in Las Vegas schoss dieses Jahr auf bisher unbekannte Höhen: 12,3% im Vergleich zu 3,8% im Jahr 2006.

Das heftigste Problem für die Einwohner von Las Vegas sind aber die zusammen gebrochenen Immobilienpreise. In den USA kauft man sich ja immer gleich ein Haus (im Gegensatz zu Europa, wo man eher erst mal mietet und dann vielleicht selber baut). So auch in Las Vegas, der Stadt, die viele Jahr lang die am schnellsten wachsende und optimistischste Stadt der USA war (Vergleiche mit dem New York um 1900 wurden angestellt). Hundertausende Leute (insgesamt 60% aller Hauseigentümer in Vegas) haben nun höhere Schulden als das Haus überhaupt wert ist (weil der Wert der Häuser um 50% gesunken ist). Aber Vegas hat auch für diese katastrophale Situation schon eine Möglichkeit gefunden (wenn auch nicht besonders ethisch). Die Leute kaufen sich einfach ein neues, meist größeres Haus für weniger Geld, nehmen einen neuen Kredit auf und hören einfach auf, die alten Beiträge zu bezahlen. Die Banken haben nicht die Ressourcen, um durch das ganze Verfahren zu gehen, dass sie die Forderungen für das alte Haus nach einer Weile einstellen. Fast unglaublich, aber dieses Model scheint zu funktionieren.








Bleibt nur zu hoffen, dass sich unser kranker Freund bald erholt und wir ihn in Zukunft in alter Frische antreffen… Bevor wir zurück nach Deutschland fliegen werden ihm aber noch einen zweitätigen Krankenbesuch abstatten und ihn auch finanziell noch einmal zu unterstützen und noch ein paar Dollar hier liegenlassen.



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