Seit gut über einem Jahr haben Michaela und ich nun keine eigenen 4 Wände mehr. Momentan wohnen wir wieder hauptsächlich bei Stephan – Michaelas Bruder, der uns Obdachlosen nunmehr schon über einem Jahr immer wieder Asyl gewährt.
Mittlerweile ist aus dem Asyl aber fast schon eine richtige WG geworden. Auch wenn’s doch recht eng ist, in Stephans 60qm/ 2-Zimmer-Domizil (1 Schlafzimmer, 1 Wohnzimmer, 1 Küche, 1 Bad), ist das WG-Leben meist so nett, dass er langsam aufpassen muss, dass wir überhaupt noch irgendwann mal wieder ausziehen - wobei das ausziehbare Sofa im Wohnzimmer (auf dem wir seit Wochen schlafen), noch immer stark gewöhnungsbedürftig ist und wir wahrscheinlich langfristig bleibende Rückenschäden zu befürchten haben.
Und natürlich gibt es auch hin und wieder Momente, in denen man das WG-Leben gerne gegen ein normales Leben eintauschen würde. So kommt es schon mal vor, dass Michaela und ich am Wochenende nachts etwas länger unterwegs sind als Stephan. Und so sehr wir uns dann auch bemühen, im Treppenhaus und Bad leise zu sein, der arme Kerl ist halt jedes Mal hellwach…
Aber auch ich muss manchmal leiden. Denn es passiert auch mal, dass die beiden Baeren an Wochenenden schon am frühen Morgen Abba einlegen und lauthals mitsingen. Aber damit noch nicht genug der Strafe. Nichts ahnend saß ich kürzlich am Küchentisch, fand mich mit der Musik-Tageszeit-Kombination gerade ab, als ich aus dem Augenwinkel einen Männerhintern in einer karierten Schlabberschlafhose vor dem Küchenherd wackeln sah. Beim zweiten Mal hinschauen, wurde mir klar, dass es keine Illusion war – sondern dass sich Stephan für die nächtlichen Störungen mit dieser Darbietung übel rächen wollte…
Aber wenn dann mal wieder gemeinsam gekocht und anschließend wahlweise gespielt oder DVD geschaut wird, dann ist das alles nur noch halb so schlimm. Diese Momente werden für bestimmt mitnehmen, wenn wir mal wieder ausziehen – das Sofa eher nicht…
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